Samstag, 21. Juni 2025

Friedrich Hölderlin in Waltershausen

Friedrich Hölderlin


Hölderlins erste Stelle bei der Majorsgattin Charlotte von Kalb in Waltershausen in Thüringen begann hoffnungsvoll und endete unglücklich. Zögling Fritz stellte sich bald als Problemfall heraus, an dem schon der Dorfpfarrer und der vorige Hauslehrer gescheitert waren. Der Knabe war 'verstockt', was auf ein 'Laster' zurückgeführt wurde, das der Hauslehrer Hölderlin durch unablässige Ablenkung, stetige Überwachung und gerechte Strenge zu verhindern suchte: Die Selbstbefriedigung. Nach dem Stande der damaligen Medizin führte dies zu Epilepsie, Stumpfsinn oder Rückenmarksschwindsucht. Hölderlin, der seine Aufgabe ernst nahm, verausgabte sich dabei körperlich und seelisch.

"..ich wagte meine Gesundheit durch fortgesetztes Nachtwachen, denn das machte sein Übel nötig, (...)und ich fing auch an, auf eine gefährliche Art an meinem Kopfe zu leiden, durch das öftere Wachen,wohl auch durch den Verdruß." (An Neuffer 19.1.1795 StA 6,1 S.150)

Hölderlins Situation war - nach damaligen Maßstäben - pädagogisch aussichtslos und drohte ihn zugrunde zu richten. Also trennte man sich. Am Ende wußte die aufgeklärte Frau v. Kalb mit ihrem mißratenen Fritz auch nicht mehr weiter und steckte ihn ins Gymnasium nach Weimar! Er wurde schließlich preußischer Offizier.
Aber da war noch etwas. Auf dem v. Kalbschen Gut, in jenem landschaftlich schönen, aber weltabgewandten Waltershausen trifft er auf Wilhelmine Kirms, Gesellschafterin der Frau v. Kalb und mit 22 Jahren bereits Witwe.

"...eine Dame von seltenem Geist und Herzen, spricht französisch und englisch und hat soeben die neuste Schrift von Kant bei mir gehohlt. Überdiss hat sie eine ser interessante Figur." (An die Schwester, StA 6,1 S.105)

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