Posts mit dem Label Kultur werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Kultur werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Montag, 20. März 2023

Hölderlins Leben


Hölderlin war ein begabter junger Dichter mit überragendem Talent und hohen Ambitionen, der zur falschen Zeit im falschen Land gelebt hat. Wer keine Förderer und Gönner im Leben gefunden hat - wie die Dichter Herder, Wieland, Goethe und Schiller am Fürstenhof in Weimar, von seinem Landesherren vertrieben wurde, sich als Hauslehrer verdingen musste und zu allem Überfluß auch noch unglücklich in eine Bankiersgattin verliebte, der kann im Grunde nur noch tragisch - wie Kleist - enden.

Hölderlins Werk lässt sich, ebenso wenig wie das von Heinrich von Kleist, in eine Schublade stecken. Er lebte und schrieb, als die später als Weimarer Klassik und Romantik bezeichneten Literaturgattungen en vogue waren. Doch entwickelte er, unabhängig von allen zeitlichen Einflüssen, seinen ganz eigenen, unverkennbaren Stil. Doch wäre es nach seiner Mutter gegangen, wäre Hölderlin Pfarrer geworden.

Ihr zuliebe studierte er zwar Theologie, wollte aber keine kirchliche Laufbahn einschlagen, sondern verdingte sich als Hauslehrer von Kindern reicher Familien. Hölderlin hatte das Vergnügen, regelmäßigen Umgang mit der geistigen Elite seiner Zeit zu pflegen. Er schloss während des Studiums Freundschaft mit Hegel und Schelling, hatte Kontakte zu Goethe, Schiller und Friedrich von Hardenberg (Novalis). Mit dem Diplomaten und Schriftsteller Isaac von Sinclair war er befreundet und teilte sich mit ihm für kurze Zeit ein Gartenhäuschen in Jena.

Friedrich Hölderlin, dessen 250. Geburtstag wir in diesem Jahr feiern, war glühender Republikaner, für den die Französische Revolution, die er mit 19 erlebte, ein Erweckungserlebnis war, das für sein ganzes Leben bestimmend blieb.

Er litt von Kindheit an, ähnlich wie Schiller, darunter, dem Landesherrn unmittelbar unterstellt zu sein, denn seine Eltern hatten ihn auf Klosterschulen geschickt (Hölderlin) und sich von diesem für ihren begabten Sohn ein Studium finanzieren lassen (beide), verbunden mit der Verpflichtung, ihm dann später zu dienen, hier der Theologie und als Pfarrer.

Er liebt (oder träumt zu lieben?) die Gemahlin eines Banciers in Frankfurt ("Susette Gontard" alias "Diotima"), in dessen Hause er als privater Hauslehrer arbeitet. Sie ist seiner idealisierenden Liebe nicht abgeneigt, verweigert jedoch aus bürgerlicher Sicherheitssucht die Scheidung. So wird er entlassen und muss am Ende bis nach Bordeaux gehen, um eine neue Anstellung zu finden.

Sein eigener Geist ließ ihn jedoch im Stich. Er war Ende 20, als er zunehmend ein Verhalten an den Tag legte, das Menschen, die sich als normal betrachten, als seltsam bezeichnen würden. 1795 etwa kehrte er der Stadt Jena überstürzt den Rücken, wohl aus der Angst heraus, sein großes Vorbild Schiller enttäuscht zu haben. Er fühlte sich ihm gegenüber in die Rolle des hilflosen Schülers versetzt. Verwirrt und mit Zeichen der Verwahrlosung kehrte er zurück zu seiner Mutter nach Nürtingen.

Wenig später wurde ihm die Diagnose einer schweren Hypochondrie gestellt. 1802 erhielt er eine Anstellung als Hauslehrer in Bordeaux, kehrte aber bereits nach wenigen Monaten aus ungeklärten Gründen und wiederum in verwirrtem Zustand zurück.

Mit seinem eigenartigen Verhalten eckte Hölderlin zunehmend an. Gegen seinen Willen wurde er schließlich 1806 ins Universitätsklinikum Tübingen eingeliefert. Es ist wahrscheinlich, dass der Dichter an einer Schizophrenie litt, eine Erkrankung, die zur damaligen Zeit noch gar nicht in den Psychiatrie-Lehrbüchern beschrieben war. Diagnostiziert wurde ihm eine „Manie als Nachkrankheit der Krätze“. Viel über die Behandlung, die er in der Klinik erfuhr, ist heute nicht bekannt, es ist aber davon auszugehen, dass sie seiner Gesundheit eher abträglich war. Ein Jahr später hieß es, Hölderlin sei „unheilbar“ und werde wohl nur noch wenige Jahre zu leben haben.

Da hatte der Arzt die Rechnung ohne den Dichter gemacht. Hölderlin kam in Pflege zur Familie des Tübinger Tischlers Ernst Zimmer, der dessen Briefroman „Hyperion“ bewunderte. Im Kreis dieser Familie fühlte sich der Poet offenbar wohl. Er begann wieder zu schreiben, spielte Klavier und erhielt des Öfteren Besuch in seinem Zimmer im Turm. Ganze 36 Jahre lebte Hölderlin bei den Zimmers, ehe er am 7. Juni 1843 im Alter von 73 Jahren ohne Anzeichen einer körperlichen Erkrankung starb.

Die Zweifel, die Literaturwissenschaftler lange Zeit an der Qualität des Hölderlin’schen Spätwerks hegten, sind mittlerweile zum Glück ausgeräumt. Vielmehr belegen aktuelle Forschungen die hohe Qualität seines Schaffens in der zweiten Hälfte des Lebens.

Samstag, 18. Juni 2022

»Hyperion« von Friedrich Hölderlin

Hyperion

Hyperion

"Wo ein Volk das Schöne liebt, wo es den Genius in seinen Künstlern ehrt, da weht wie Lebensluft ein allgemeiner Geist, da öffnet sich der scheue Sinn, der Eigendünkel schmilzt, und fromm und groß sind alle Herzen, und Helden gebiert die Begeisterung." Hölderlins "Hyperion" entfacht wahrhaftig eine freudige Erregung, ob der wunderschönen Sprache und der tiefen Reflexionen über die Frage nach der Selbstverwirklichung im Spannungsverhältnis von Ideal und Wirklichkeit. "Wie die Zephyre irrte mein Geist von Schönheit zu Schönheit selig umher. (...) Und all dies war die Sprache eines Wohlseins..."



"Die Sprache ist ein großer Überfluss. Das Beste bleibt doch immer für sich und ruht in seiner Tiefe wie die Perle im Grunde des Meers.", schreibt Hyperion an Bellarmin. Friedrich Hölderlin macht diese Perle seinem Leser zugängig. Man muss gar nicht so tief nach ihr tauchen.

"Es ist ein köstlich Wohlgefühl in uns, wenn so das Innere an seinem Stoffe sich stärkt, sich unterscheidet und getreuer anknüpft und unser Geist allmählich waffenfähig wird."

Aus der Rückschau korrespondiert der Titelheld mit einem gewissen "Bellarmin" über Ereignisse in Griechenland zur Zeit der Griechisch-Türkischen Kriege. Eine große, rückwärtsgewandte Sehnsucht nach einem verlorenen Ideal, ist Hyperion, dem literarischen Helden, zu Eigen, die das "Geschehen" in einem zentralen Konflikt leitet. Diotima und Alabander inszeniert Hölderlin als Kontrastfiguren, an denen sich Hyperion aufreizt. Da ist zum einen die Inbrunst an die Geliebte und Rückzug in das private Glück des Idylls versus militanter Einsatz für eine bessere Welt im Bund mit dem besten Freund.

Die Disharmonien und Kontroversen führen zur Auslöschung der Kontrastfiguren, so dass schließlich der desillusionierte Hyperion allein überlebt und in Deutschland unter all den "Barbaren von alters her (...), tief unfähig jedes göttlichen Gefühls, verdorben bis ins Mark zum Glück der heiligen Grazien (...), dumpf und harmonielos wie die Scherben eines weggeworfenen Gefäßes" sein Credo resignativ gebrochen zu Papier bringen kann.

Es ist mehr eine psychologische Autobiographie, eines hochintelligenten und sensiblen Menschen, der sich hinter seiner "Fiktion" versteckt.

Wie Nietzsche ist Hölderlin wohl durch eine harte Kindheit gegangen, auch wenn er dies immer verleugnet hat, auch vor sich selbst (ersterer hat seinen Wut dann auf die Gesellschaft "entladen" und so wichtige Erkenntnisse gewonnen, letzterer ist der Wirklichkeit "entflohen"). Hier wurzelt dann auch sein Seelenleid, der dieses Genie leider von Innen aufgefressen hat. Was er in diesem Buch beschreibt, ist die typische Gefühlslage und Geschichte derartiger Menschen.

"Wir sind‘s, wir! Wir haben unsere Lust daran, uns in die Nacht des Unbekannten, in die Fremde irgendeiner andern Welt zu stürzen und wär es möglich, wir verließen der Sonne Gebiet und stürmten über des Irrsterns Grenzen hinaus."


aus „Hyperion“, Friedrich Hölderlin
Was bleibt, ist ein Leben, welches die deutsche Sprache zumindest teilweise beeinflusst, aber noch viel mehr bereichert hat. Zu Lebzeiten vergessen, kam er danach zu Ruhm, doch heute ist er wieder nur ein obskurer Autor, da er schlicht und einfach kein massenkompatibles Werk hinterlassen hat. Das unterscheidet ihn von Goethe und Schiller, die aber - es tut mir leid - um einiges "langweiliger" sind. In einem anderen, besseren Leben wäre er vielleicht ein großer Naturforscher oder ähnliches geworden, und hätte sich nicht hinter der "Poesie" versteckt, um die Realität zu verdrängen!

Literatur:

Hyperion

Hyperion

Samstag, 12. September 2020

Hölderlin-Gesellschaft

Hölderlinturm

Die Hölderlin-Gesellschaft e.V. ist eine internationale literarische Gesellschaft mit Sitz im Hölderlinturm in Tübingen. Ihr Ziel ist es, „das Verständnis für das Werk Friedrich Hölderlins zu vertiefen und die Erforschung und Darstellung seines Werkes, seines Lebens und seiner Zeit zu fördern.

Sie wurde ursprünglich 1943 in Tübingen gegründet und nahm ihre heutige Form in den Jahren 1946/1947 an. Im Auftrag der Stadt verwaltete sie bis 2017 das Museum im Hölderlinturm mit einer ständigen Ausstellung zu Hölderlins Leben, wechselnden Ausstellungen zeitgenössischer Künstler mit Bezug zu Hölderlin.

Die Gesellschaft veranstaltet regelmäßig Lesungen und Autorenlesungen, Vorträge und Konzerte, gelegentlich Seminare in Zusammenarbeit mit der Universität Tübingen und alle zwei Jahre mehrtägige Jahresversammlungen in Tübingen und anderen Städten mit Vorträgen und Arbeitsgruppen. Sie arbeitet eng mit dem Hölderlin-Archiv an der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart zusammen, fördert wissenschaftliche Ausgaben von Hölderlins Werken und gibt ein Jahrbuch und weitere Schriften und Schriftenreihen zur Hölderlin-Forschung und -Rezeption heraus.[1]

Die Hölderlin-Gesellschaft hat knapp 900 Mitglieder in aller Welt[2]. Präsident ist der Oldenburger Philosophie-Professor Johann Kreuzer, Geschäftsführerin ist Eva Ehrenfeld.

Quelle: Wilipedia https://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%B6lderlin-Gesellschaft

Weblinks:

Hölderlin-Gesellschaft

Hölderlinturm

Samstag, 18. Juli 2020

Hölderlins Beschwörung des antiken Griechenland


Hölderlin schwärmte auf dem Höhepunkt seines Schaffens von einer Rückkehr in die Antike, in der Menschen mit der Natur eine Einheit bilden. Griechenland war geradezu der Gegenentwurf der engen bürgerlichen Welt, in der Hölderlin sein Dasein fristete.

"Daß Hölderlin trotz seiner Einsamkeit sein hellenisches Ideal durchhielt, ohne Kompromiß und ohne böse oder stumpfe Verzweiflung, mutig und selig trotz der Verbannung aus seiner inneren Heimat, glühend inmitten des Frostes und der Öde, königlich und heilig trotz der deutschen Hauslehrermisere: das macht ihn zu einem unserer heroischen Menschen."
Friedrich Gundolf, Literaturwissenschaftler (1880-1931)

Hölderlin brauchte Griechenland nicht als Fluchtort, sondern als Imaginationsraum, an dem er aufzeigen kann, welche entscheidenden Seinsqualitäten im Lauf des Geschichts- und Kulturprozesses verloren gingen und was die Zukunft wiederherstellen muss. Hölderlin brauchte Griechenland als Projektionsfläche für seine ideale Vorstellung des Menschentums.

Der bürgerlichen Welt zu Beginn des 19. Jahrhunderts fehlte der Sinn für das Leben und die Schöpfung. Verloren ist vor allem die ursprüngliche ungeteilte Einheit allen Seins, die "durch Götternähe erfüllte" Epoche der Menschheit. Verloren ist ein Idealzustand, den die griechische Philosophie mit "hen kai pan", mit "alles ist eins" umschreibt.

Es brauchte Hölderlins Beschwörung des antiken Griechenlands und seiner Götter, das einen starken Kontrast zu diesem trostlosen Zeitbefund setzte. Seine Beschwörung Griechenlands zeigt, was einst war und wieder werden soll.

Es herrscht eine große Öde in der materialisierten und ermüdeten - ja auch gedanklich erschöpfen - Gesellschaft und so müssen eben die Götter den Sinn bringen. Der moderne Mensch, so klagt der Hyperion, der Held des gleichnamigen Briefromans, ist auseinandergebrochen "und treibt hin und wieder seine Künste mit sich selbst, als könnt er, wenn es einmal sich aufgelöst, Lebendiges zusammensetzen, wie ein Mauerwerk."

Zu Füßen des Olymp wurde eine Götterwelt erschaffen. Die Götter erfüllten die Welt mit Sinn.

"Zwar leben die Götter", schreibt Friedrich Hölderlin, der seinen Kant gelesen hatte, "aber über dem Haupt droben in anderer Welt. Endlos wirken sie da und scheinen wenig zu achten, ob wir leben ..."

In verflossenen Zeiten schritten die Götter über die Erde, wandelten unter den Menschen. Aber uns modernen Menschen ist es nicht länger vergönnt, sie zu Gesichte zu bekommen, viel weniger noch ihre Liebe zu erdulden.


Friedrich - mögest du in Frieden ruhen, zusammen mit Diotima im Olymp und dort finden, was dir im Leben verwehrt geblieben ist

Weblinks:

Griechenland - Der Garten der Götter - www.3sat.de

Schöpfungsmythen der Menschheit - www.mdr.de/wissen

Samstag, 4. Juli 2020

Die Gedichte Hölderlins

Die Gedichte Hölderlins



Die Gedichte Hölderlins zeugen von großer Sprache, hohem Gedenken und unerfüllter Sehnsucht. So dichtete er als graecomanischer Deutscher Hymnen etwa über den Neckar, den Rhein oder den Main und träumte derweil des Olymps oder griechischer Gestade am Ister. Tief unzufrieden mit der unpoetischen, amusischen Gesinnung seiner deutschen Geschwister ("So kam ich unter die Deutschen. (...) Barbaren von Alters her, durch Fleiß und Wissenschaft barbarischer geworden, tiefunfähig jedes göttlichen Gefühls, verdorben bis ins Mark") träumte er sich lieber als hellenischer Musenjünger im Gedankenaustausch mit einem nur in seiner Phantasie existierenden Freunde ("Bellarmin").

Er liebt die Gemahlin eines Bankiers in Frankfurt ("Susette Gontard" alias "Diotima"), in dessen Hause er als privater Hauslehrer arbeitet. Sie ist seiner idealisierenden Liebe nicht abgeneigt, verweigert jedoch aus bürgerlicher Sicherheitssucht die Scheidung. So wird er entlassen und muss am Ende bis nach Bordeaux gehen, um eine neue Anstellung zu finden. Dort schreibt er sein schönstes Gedicht: "Andenken" (anno 1804). Unvergessen ist seine Liebe, ungefunden der Sinn der Trennung, und Alles wird verzerrt und verschoben.

"Und über langsamen Stegen,
Von goldenen Träumen schwer,
Einwiegende Lüfte ziehen.

Es reiche aber,
des dunkeln Lichtes voll,
Mir einer den duftenden Becher,
Damit ich ruhen möge; den süß
Wär unter Schatten der Schlummer.
Nicht ist es gut,
Seellos von sterblichen
Gedanken zu sein."


Diese "sterblichen Gedanken" beginnen mit den Buchstaben 'S' und 'G' wie der Name der geliebten Susette Gontard. Vielleicht ist dies nur ein Zufall, aber bei Hölderlin scheint eigentlich nichts nur ein Zufall zu sein, denn:

"(...) Es nehmet aber
Und giebt Gedächtniss die See,
Und die Lieb' auch heftet fleißig die Augen,
Was bleibet aber, stiften die Dichter."


Ein als höheres Geschick dargestelltes Sein verhilft sogar der niederigen materiellen Armut eines in jeder ideellen Hinsicht verunglückten Deutschen zu göttlichen Ehren. Und das ist am Ende sogar gerecht, denn dieser darbende Dichter stiftete ja tatsächlich etwas schönes Bleibendes!



Samstag, 6. Juni 2020

Friedrich Hölderlin - ein schwäbischer Dichter



Friedrich Hölderlin zählt heute zu den großen schwäbischen Dichtern. Er verbrachte Kindheit und Jugend – aber auch seine letzten 36 ›Turmjahre‹ in Schwaben. Der Dichter wurde am 20. März 1770 in Lauffen am Neckar geboren, wuchs in Nürtingen auf, besuchte die Klosterschulen in Denkendorf und Maulbronn, studierte ab 1788 am Tübinger Stift Theologie. Obwohl ihn seine Wege auch nach Jena, Frankfurt und Bordeaux führten, blieb er der schwäbischen Heimat stets verbunden.

So schrieb er an den Bruder in einem Brief aus Waltershausen am 21. August 1794 »Lezten Sonntag war ich auf dem Gleichberge, der sich eine Stunde von Römhild über die weite Ebene erhebt. Ich hatte gegen Osten das Fichtelge-birge (an der Gränze von Franken und Böhmen), gegen Westen das Rhöngebirge, das die Gränze von Franken und Hessen, gegen Norden den Thüringer Wald, der die Gränze von Franken und Thüringen macht, gegen mein liebes Schwaben hinein, südwestlich, den Staigerwald zum Ende meines Horizonts.« 1

Sein schwäbisches Gemüt charakterisierte er in einem Brief an Friedrich Eme-rich: »Schreibst Du mir, so tönt es so lange nach, bis ich mich mit List oder Ge-walt zu etwas andrem bringe, und schreib ich Dir, so ists noch schlimmer; so bin ich ein schwerfälliger Schwabe.«2

Weblink:

Friedrich Hölderlin

Samstag, 9. Mai 2020

Hölderlin im Tübinger Stift

Hölderlin im Tübinger Stift


Eigentlich sollte Friedrich Hölderlin Pfarrer werden. Die fromme Mutter drängt den Jungen zur Theologie. Er litt von Kindheit an, ähnlich wie Schiller, darunter, dem Landesherrn unmittelbar unterstellt zu sein, denn auch seine Eltern hatten ihn auf Klosterschulen geschickt und sich von diesem für ihren begabten Sohn ein Studium finanzieren lassen, verbunden mit der Verpflichtung, ihm dann später zu dienen, hier der Theologie und als Pfarrer.

Doch im Stift zu Tübingen rebelliert er gegen die strenge Disziplin ebenso wie gegen die herrschende Willkür im Land. Die Revolution in Frankreich 1789 hallt auch in die Enge der Tübinger Gemäuer.

»Ich duld es nimmer! ewig und ewig so/Die Knabenschritte, wie ein Gekerkerter/Die kurzen, vorgemeßnen Schritte/Täglich zu wandeln, ich duld es nimmer!«

Friedrich Hölderlin




Das Tübinger Stift, 1536 als "feste Burg des Protestantismus" gegründet, ist weithin berühmt. Man nennt es den "Pflanzgarten Gottes", und darin wuchsen große Männer heran, zum Beispiel Johannes Kepler.

Das evanglische Tübinger Stift ist die höchste Schule, welche das Land Württemberg seinen Landeskindern angedeihen lassen kann. Hier studierrte in früheren Zeiten die zukünftige Elite des Landes. Um das Jahr 1788 trafen im Tübinger Stift angehende Geistesgößen aufeinander, als zu Hölderlin und Hegel der erst 15-jährige Schelling stieß.

Schelling kannte Hölderlin schon von der Lateinschule. Die Freunde versuchten, dem Abgschlossensein wenigstens geistig zu entfliehen. Hegel zeigte sich von Rousseaus »Contrat social« beeidnruckt, Schelling beschäfigte sich eingehend mit Kant und Hölderlin entdeckte Leibniz.

Eigentlich bestimmt zu einer theologischen Laufbahn, kämpfte er verzweifelt dagegen an und versuchte sich als Schriftsteller und in verschiedenen Anstellungen als Hauslehrer eine unabhängige berufliche Existenz zu schaffen. Der elf Jahre ältere Schiller hat Hölderlin gefördert.



Die Jahre der eigentlichen, engen Gemeinsamkeit zwischen Hölderlin, Hegel und Schelling begannen im Herbst 1790 und endeten im Herbst 1793. Die Freundschaft zwischen Hölderlin und Hegel wurde bis um die Jahrhundertwende weitergeführt, die Freundschaft zwischen Hölderlin und Schelling wich wohl bald einer distanzierten, sehr seriösen gegenseitigen Hochachtung.

Hölderlin profitierte viel von dem intellektuellen Austausch mit seinen später ebenfalls berühmt gewordenen Zimmergenossen Hegel und Schelling. Sie hegten große Sympathie für die revolutionären politischen Ereignisse in Frankreich. Jedoch fand später durch das Scheitern Napoleons eine politische Umorientierung bei Hegel statt. Er wurde ein Anhänger der konstitutionellen Monarchie Preußens und söhnte sich mit den politischen Gegebenheiten aus.

In Tübingen kämpften Hegel, Schelling und Hölderlin gegen die Orthodoxie und erneuerten das damals vorherrschende Weltbild.


Weblink:

Die Gefährten - ZEIT-Artikel



Sonntag, 15. März 2020

Friedrich Hölderlin 250. Geburtstag - eine Würdigung


Eigentlich sollte Friedrich Hölderlin Pfarrer werden. Die fromme Mutter drängte den Jungen zur Theologie. Doch im Stift zu Tübingen rebellierte er gegen die strenge Disziplin ebenso wie gegen die herrschende Willkür im Land. Die Revolution in Frankreich 1789 hallte auch in die Enge der Tübinger Gemäuer.

»Ich duld es nimmer! ewig und ewig so/Die Knabenschritte, wie ein Gekerkerter/Die kurzen, vorgemeßnen Schritte/Täglich zu wandeln, ich duld es nimmer!«

Friedrich Hölderlin


Im Stift erwacht auch Hölderlins fast religiöser Ehrgeiz, sich dichterisch zu verwirklichen. Dazu kommt sein Interesse für Philosophie und die alten Griechen. Wie sie will er Natur und Liebe, Freiheit und Denken als eins empfinden und leben. Einig weiß er sich dabei mit seinen beiden Mitstudenten Hegel und Schelling.

"Und da denken eben die drei, dass das nicht ausreicht, dass wir aufgeklärt sind", sagt der Schriftsteller und Hölderlin-Kenner Karl-Heinz Ott. Denn die Aufklärung an sich, man sehe es bei Kant, zertrenne alle Lebensbereiche. Nichts hänge mehr zusammen, so Ott. Durch eine neue Mythologie hätten Hölderlin, Hegel und Schelling dies überwinden wollen.


Die Poesie kann die Gegensätze von Denken und Handeln aufheben. Darin sieht Hölderlin seine Bestimmung. Doch vorerst muss er als Hofmeister und Hauslehrer sein Brot verdienen. Die erste Stelle bekommt Hölderlin 1793 durch Vermittlung Friedrich Schillers bei dessen Freundin Charlotte von Kalb. Eine kurze Episode, wie der Versuch, in Jena Fuß zu fassen.

Später dann hat Hölderlin seine glücklichste Zeit: Zwei Jahre lebt er in Frankfurt am Main. Dort verliebt er sich in Susette Gontard, die leider verheiratet ist. Doch in ihr findet er seine "Diotima", seine Priesterin der Liebe. Und: innere Ruhe, den Glauben an seinen "Dichterberuf". Hölderlin vollendet Band 1 des "Hyperion"-Romans, trifft in den Oden eigene lyrische Töne, plant die Herausgabe einer humanistischen Zeitschrift.

https://www.mdr.de/kultur/friedrich-hoelderlin-geburtstag-100.html Warum Friedrich Hölderlin am eigenen Anspruch scheiterte

Mittwoch, 26. Februar 2020

Der schwäbische Dichter Hölderlin feiert 250. Jubliläum

Friedrich Hölderlin

Mit mehr als 650 Veranstaltungen wird in diesem Jahr europaweit der 250. Geburtstag des Dichters Friedrich Hölderlin (1770-1843) gefeiert. "Friedrich Hölderlin ist weltweit bedeutend - er gehört zum Kanon der Weltliteratur", sagte die baden-württembergische Kunststaatssekretärin Petra Olschowski bei der Pressekonferenz zum Auftakt des Hölderlinjahres im Deutschen Literaturarchiv Marbach. Das Literaturarchiv koordiniert das Jubiläumsjahr im Auftrag des Landes Baden-Württemberg und in Zusammenarbeit mit dem Bund.

Die Feierlichkeiten beginnen am 15. Februar mit der Eröffnung des neu gestalteten Hölderlinturms in Tübingen, wo der Dichter von 1807 bis zu seinem Tod 1843 lebte. In ihm gibt es eine Dauerausstellung, in deren Zentrum der Tisch des Dichters als einzig erhaltenes Möbelstück steht. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird am 19. März die große Ausstellung "Hölderlin, Celan und die Sprachen der Poesie" im Literaturmuseum der Moderne in Marbach eröffnen.

An Hölderlins Geburtstag selbst, dem 20. März, wird das historische Wohnhaus der Familie als Museum eröffnet. Auch im Hölderlinhaus in Nürtingen, wo der Dichter Kindheit und Jugend verbrachte, entsteht über das Jubiläumsjahr hinweg eine neue Dauerausstellung.

Holderlinjahr 2020

Der Literatursommer Baden-Württemberg steht in diesem Jahr unter dem Motto "Hölderlin und Hegel - 250 Jahre Sprache und Vision" und bietet von Juni bis Oktober rund 250 Veranstaltungen an 35 verschiedenen Orten. Die württembergische Landesbibliothek Stuttgart zeigt zum Jubiläumsjahr ab 22. April eine Ausstellung "Aufbrüche -Abbrüche", die auf dem Hölderlin-Archiv der Landesbibliothek basiert, in dem sich insgesamt über 80 Prozent aller bekannten Hölderlin-Handschriften befinden. Diese Ausstellung wird anschließend auch in Straßburg zu sehen sein.


250. Jubiläumsjahr


Einen symbolischen Abschluss des Hölderlinjahres gibt es mit einer langen Hölderlin-Nacht am 7. November im Staatstheater Stuttgart. Im europäischen Ausland gibt es ebenfalls Veranstaltungen zum Geburtstag Hölderlins: So startet beispielsweise Barcelona einen Wettbewerb und eine Ausstellung zu den drei Persönlichkeiten Hölderlin, Anne Brontë und Gianni Rodari. Ein Festival in Luzern im August widmet sich Hölderlin und Beethoven.

Johann Kreuzer, Präsident der Hölderlin-Gesellschaft in Tübingen, sagte, Hölderlin habe noch immer weltweit eine ungebrochene Wirkung. So sei Hölderlin nicht nur Lieblingsdichter in Japan, sondern auch in China, wo beispielsweise bei manchen Hochzeitszeremonien Hölderlinsprüche verwendet werden. Auch in Südamerika sei der schwäbische Poet sehr gefragt.


Weblinks:

Friedrich Hölderlin-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de


Friedrich Hölderlin-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de



Jubiläum für den weltbekannten schwäbischen Poeten
- www.evangelisch.de

Samstag, 15. Februar 2020

Tübinger Hölderlinturm wiedereröffnet

Hölderlinturm

Der Tübinger Hölderlinturm wurde nach umfangreicher Renovierung rechtzeitig zum 250. Geburtstag des Dichters wiedereröffnet. Der Hölderlinturm ist nicht nur idyllisches Aushängeschild, sondern ein bedeutender literarischer Erinnerungsort mit bewegter Geschichte.

Am Sonntag, 16. Februar, hat der frisch sanierte Hölderlinturm wieder seine Pforte geöffnet. Bei freiem Eintritt können dann Besucher die neu eingerichteten Museumsräume erkunden. Seit Sommer 2017 war das berühmte Bauwerk am Neckarufer geschlossen, weil umfangreiche Umbau- und Sanierungsarbeiten notwendig geworden waren. Die Wiedereröffnung erfolgt fahrplangemäß und pünktlich zum Beginn der landesweiten Programmreihe »Hölderlin 2020«, die den 250. Geburtstag des Dichters würdigt.



Enttäuscht von den Idealen der Französischen Revolution, gezeichnet von der Gesundheit und von Schicksalschlägen getroffen, zog er sich in einen Turm am Neckarufer zurück. Seit seinem 32. Lebensjahr lebte der gedankenvolle Dichter Hölderlin in geistiger Umnachtung.

Mehr als 30 Jahre lang hat der Dichter Friedrich Hölderlin (1770 - 1843) in dem Turm gelebt. Gegen seinen Willen war er im Alter von 36 Jahren wegen einer psychischen Erkrankung in die Klinik der Universitätsstadt eingewiesen worden. Nach mehrmonatiger Behandlung nahm die Turmbesitzerfamilie Zimmer ihn zur Pflege auf - für den Rest seines Lebens. Der inzwischen nach dem Dichter benannte und zum Museum umgestaltete Turm an der Tübinger Neckarfront ist ein beliebtes Touristenziel und Fotomotiv.

Zum Hölderlin-Jubiläumsjahr 2020, in dem sich der Geburtstag des schwäbischen Lyrikers zum 250. Mal jährt, ist das Wahrzeichen der Universitätsstadt vom Wochenende an wieder für Besucher zugänglich.

Das Fest zur Wiedereröffnung ist auch Auftakt zur Programmreihe "Hölderlin 2020", mit dem neun Städte und das Literaturarchiv den Geburtstag Hölderlins feiern. Bundesweit widmen sich bis zum Jahresende mehr als 600 Veranstaltungen dem Dichter.

Hölderlin galt ab diesen Zeitpunkt als wahnsinnig und kam ab 1807 zur Pflege bei der Tübinger Tischlerfamilie Ernst Zimmers. In den letzten 36 Jahren lebte er in deren Haus in einer Teestube oberhalb des Neckartals, heute als Hölderlinturm bekannt.



Weblinks:

Friedrich Hölderlin-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de


Friedrich Hölderlin-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Samstag, 1. Februar 2020

250 Jahre Friedrich Hölderlin - Veranstaltungen


"Kaum ein anderer Dichter hat die deutsche Sprache so bereichert wie Hölderlin, kaum einer fordert bis heute die Literatur und die Künste so heraus", würdigte ihn das Literaturarchiv Marbach, das am Freitag weitere Details zu den Veranstaltungen zu Ehren des Dichters vorstellen wollte.

Insgesamt sind laut Literaturarchiv mehr als 650 Veranstaltungen zwischen Barcelona und Wien in Theatern, Konzert- und Kinosälen, Literaturhäusern, Universitäten und Schulen geplant, darunter auch ein Musical und eine Oper. Der Schwerpunkt liegt in Hölderlins Heimat, dem heutigen Baden-Württemberg.

Zum Auftakt des offiziellen Hölderlinjahrs wird am 15. Februar der neu gestaltete Hölderlinturm in Tübingen wiedereröffnet. Der romantisch am Neckar gelegene Bau war 36 Jahre lang der Rückzugsort des Dichters. Wenige Tage später (20. Februar) feiert das Musical "Hölder" in Lauffen Uraufführung, bevor es in weiteren Städten gezeigt wird. Knapp einen Monat später, am 19. März, wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu Gast sein zum Auftakt der Ausstellung "Hölderlin, Celan und die Sprachen der Poesie" im Literaturmuseum der Moderne in Marbach.

Nur einen Tag darauf schauen Literaturfreunde nach Lauffen am Neckar: Im Geburtsort des Dichters und seinem Geburtstag wird das Hölderlinhaus eröffnet. Auch die Württembergische Landesbibliothek Stuttgart stellt aus: Vom 21. April zeigt sie unter dem Titel "Aufbrüche - Abbrüche" vor allem Stücke aus der eigenen Sammlung. Der Literatursommer 2020 der Baden-Württemberg Stiftung widmet sich neben Hölderlin auch Georg Wilhelm Friedrich Hegel, der ebenfalls 1770 geboren wurde. Eine Oper mit dem Titel "Der Thurm" steht am 9. Oktober in Tübingen auf dem Programm. Sie basiert auf biografischen Dokumenten wie Briefen von und an Hölderlin und Auszügen aus seiner Tübinger Krankenakte.


Nürtingen, die Heimat Hölderlins, ist mit rund 50 Veranstaltungen mit dabei: Zum Auftakt am 6. Februar liest Rüdiger Safranski aus seiner neuen Hölderlin-Biografie. Eine Woche später wird die Wanderausstellung der Fotojournalistin Barbara Klemm eröffnet (13. Februar bis 20. März). Ihre Werke zeigen Schauplätze aus Hölderlins Werken oder folgen Landschaften, die sein Leben oder Werk geprägt haben. Entertainer und Schauspieler Harald Schmidt, ebenfalls aus Nürtingen, liest am 24. Oktober in einer Kirche Texte des Dichters.

Der Literatursommer Baden-Württemberg steht in diesem Jahr unter dem Motto "Hölderlin und Hegel - 250 Jahre Sprache und Vision" und bietet von Juni bis Oktober rund 250 Veranstaltungen an 35 verschiedenen Orten. Die württembergische Landesbibliothek Stuttgart zeigt zum Jubiläumsjahr ab 22. April eine Ausstellung "Aufbrüche -Abbrüche", die auf dem Hölderlin-Archiv der Landesbibliothek basiert, in dem sich insgesamt über 80 Prozent aller bekannten Hölderlin-Handschriften befinden. Diese Ausstellung wird anschließend auch in Straßburg zu sehen sein.


Weblink:

250 Jahre Friedrich Hölderlin - Veranstaltungen europaweit - www.kurier.de

Sonntag, 21. November 2004

Wilhelm Waiblinger 200. Geburtstag

Wilhelm WaiblingerWilhelm Waiblinger

Friedrich Wilhelm Waiblinger wurde vor 200 Jahren am 21. November 1804 in Heilbronn im Herzogtum Württemberg geboren. Wailinger war ein deutscher Dichter und Schriftsteller, der vor allem durch seine Freundschaft zu Friedrich Hölderlin und Eduard Mörike bekannt wurde.

Wilhelm Waiblinger gilt als der „junge Wilde“ der Biedermeierzeit, den seine Nachwelt offenkundig aus moralischen Gründen weitgehend ignoriert hat. Er schloss viele Freundschaften, worunter die homoerotisch geprägte Beziehung zu Eduard Mörike sicherlich eine der wichtigsten war. Zu Waiblingers Freunden, Förderern und Verehrern zählten weiter u. a. Gustav Schwab, August von Platen, Friedrich von Matthisson, Johann Heinrich Dannecker, Matthias Schneckenburger, Eduard Gnauth, Carl Miedke und Christian Friedrich Wurm. Auf dem Sterbebett setzte er seinen Freund Karl Wilhelm Schluttig als Nachlaßverwalter ein, der ebenfalls 1830 starb.


Ab 1822 studierte er Theologie am Tübinger Stift, um damit im Nebenfach auch Philologie studieren zu können. Am 3. Juli 1822 traf Waiblinger erstmals den damals bereits seit anderthalb Jahrzehnten als wahnsinnig geltenden Dichter Friedrich Hölderlin im Hölderlinturm zu Tübingen, bei dem er während seiner gesamten Studienzeit häufiger Gast war.

Diese Begegnungen verarbeitete er zunächst in seinem Roman »Phaeton« (1823), der ihm unter den Studenten enorm viel Bewunderung einbrachte; zudem war auch sein Gedicht-Zyklus »Lieder der Griechen« in den Handel gekommen. Später porträtierte er Hölderlin in seinem Essay »Friedrich Hölderlin’s Leben, Dichtung und Wahnsinn«, der als Beginn der Hölderlin-Forschung gilt.

Wilhelm Waiblinger war der erste Biograf Hölderlins. Waiblinger, der Hölderlin mehrmals in Tübingen besucht hat, ihn auch zu Spaziergängen und in ein von ihm gemietetes Gartenhaus einlud – freilich nicht ohne eigennützige Hintergedanken. Waiblinger wollte einen Roman über einen wahnsinnigen Künstler schreiben und Hölderlin sollte ihm hierfür als Vorlage dienen.

Das Vorgehen und die Schilderungen Waiblingers von Hölderlins vermeintlichem geistigen Zustand haben freilich etwas von einem Bild-Reporter. Waiblinger behauptete zum Beispiel, Hölderlin habe keinen Gedanken mehr entwickeln können.

Im Herbst 1826 trat Waiblinger auf Veranlassung des Verlegers Johann Friedrich Cotta eine Italienreise an und kam nach Rom, das ihm sowohl aus kulturgeschichtlicher Perspektive als auch in Hinsicht auf seine freizügige Sexualität als reizvoll schien. Er lebte ab 1827 in wilder Ehe mit Nena Carlenza zusammen und verfasste Werke, die Alltagsszenen aus dem Leben in Italien beschreiben. In Rom vollendete er auch 1827/28 die Hölderlin-Biographie. Von einer Reise nach Sizilien kehrte er im Herbst 1829 geschwächt nach Rom zurück, erlitt eine Lungenentzündung und verstarb im Alter von 25 Jahren am 17. Januar 1830 in einem Haus in der Via Giulia gegenüber der Fontana del Mascherone.

Wilhelm Waiblinger starb am 17. Januar 1830 in Rom. Waiblinger wurde in Rom auf dem »Cimitero acattolico« nahe der Cestius-Pyramide begraben.