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Samstag, 24. Juni 2023

»Empedokles. Ein Trauerspiel in fünf Akten«

Empedokles

Empedokles

Der Tod des Empedokles ist ein unvollendetes Dramenprojekt von Friedrich Hölderlin. Das Projekt wurde nicht vollendet, weil Hölderlin die Regeln der Gattung nicht beherrscht hat.

Das Stück behandelt die letzten Lebenstage des vorsokratischen Philosophen Empedokles aus Agrigent, der sich einer Legende nach durch einen Sturz in den Ätna mit den Worten „Im freien Tod, nach göttlichem Gesetz“ das Leben nahm.

Hölderlins hauptsächliche Quelle für den Empedokles-Stoff waren die Lebensbeschreibungen, Lehren und Aussprüche hervorragender Philosophen des antiken Philosophiehistorikers Diogenes Laertius.

»Empedokles. Ein Trauerspiel in fünf Akten«

Erster Akt

Empedokles, durch sein Gemüt und seine Philosophie schon längst zu Kulturhaß gestimmt, zu Verachtung alles sehr bestimmten Geschäfts, alles nach verschiedenen Gegenständen gerichteten Interesses, ein Todfeind aller einseitigen Existenz, und deswegen auch in wirklich schönen Verhältnissen unbefriedigt, unstät, leidend, bloß weil sie besondere Verhältnisse sind und, nur im großen Akkord mit allem Lebendigen empfunden, ganz ihn erfüllen, bloß weil er nicht mit allgegenwärtigem Herzen innig, wie ein Gott, und frei und ausgebreitet, wie ein Gott, in ihnen leben und lieben kann, bloß weil er, sobald sein Herz und sein Gedanke das Vorhandene umfaßt, ans Gesetz der Sukzession gebunden ist?
Empedokles nimmt ein besonderes Aergernis an einem Feste der Agrigentiner, wird darüber von seinem Weibe, die von dem Einfluß dieses viel gehofft, und gutmütig ihn überredet hatte, daran Teil zu nehmen, etwas empfindlich und sarkastisch getadelt, und nimmt von jenem Aergernis und diesem häuslichenZwist Veranlassung, seinem geheimen Hange zu folgen, aus der Stadt und seinem Hause zu gehen, und sich in eine einsame Gegend des Aetna zu begeben."


Literatur:

Empedokles

Empedokles
von Hölderlin

Samstag, 18. Juli 2020

Hölderlins Beschwörung des antiken Griechenland


Hölderlin schwärmte auf dem Höhepunkt seines Schaffens von einer Rückkehr in die Antike, in der Menschen mit der Natur eine Einheit bilden. Griechenland war geradezu der Gegenentwurf der engen bürgerlichen Welt, in der Hölderlin sein Dasein fristete.

"Daß Hölderlin trotz seiner Einsamkeit sein hellenisches Ideal durchhielt, ohne Kompromiß und ohne böse oder stumpfe Verzweiflung, mutig und selig trotz der Verbannung aus seiner inneren Heimat, glühend inmitten des Frostes und der Öde, königlich und heilig trotz der deutschen Hauslehrermisere: das macht ihn zu einem unserer heroischen Menschen."
Friedrich Gundolf, Literaturwissenschaftler (1880-1931)

Hölderlin brauchte Griechenland nicht als Fluchtort, sondern als Imaginationsraum, an dem er aufzeigen kann, welche entscheidenden Seinsqualitäten im Lauf des Geschichts- und Kulturprozesses verloren gingen und was die Zukunft wiederherstellen muss. Hölderlin brauchte Griechenland als Projektionsfläche für seine ideale Vorstellung des Menschentums.

Der bürgerlichen Welt zu Beginn des 19. Jahrhunderts fehlte der Sinn für das Leben und die Schöpfung. Verloren ist vor allem die ursprüngliche ungeteilte Einheit allen Seins, die "durch Götternähe erfüllte" Epoche der Menschheit. Verloren ist ein Idealzustand, den die griechische Philosophie mit "hen kai pan", mit "alles ist eins" umschreibt.

Es brauchte Hölderlins Beschwörung des antiken Griechenlands und seiner Götter, das einen starken Kontrast zu diesem trostlosen Zeitbefund setzte. Seine Beschwörung Griechenlands zeigt, was einst war und wieder werden soll.

Es herrscht eine große Öde in der materialisierten und ermüdeten - ja auch gedanklich erschöpfen - Gesellschaft und so müssen eben die Götter den Sinn bringen. Der moderne Mensch, so klagt der Hyperion, der Held des gleichnamigen Briefromans, ist auseinandergebrochen "und treibt hin und wieder seine Künste mit sich selbst, als könnt er, wenn es einmal sich aufgelöst, Lebendiges zusammensetzen, wie ein Mauerwerk."

Zu Füßen des Olymp wurde eine Götterwelt erschaffen. Die Götter erfüllten die Welt mit Sinn.

"Zwar leben die Götter", schreibt Friedrich Hölderlin, der seinen Kant gelesen hatte, "aber über dem Haupt droben in anderer Welt. Endlos wirken sie da und scheinen wenig zu achten, ob wir leben ..."

In verflossenen Zeiten schritten die Götter über die Erde, wandelten unter den Menschen. Aber uns modernen Menschen ist es nicht länger vergönnt, sie zu Gesichte zu bekommen, viel weniger noch ihre Liebe zu erdulden.


Friedrich - mögest du in Frieden ruhen, zusammen mit Diotima im Olymp und dort finden, was dir im Leben verwehrt geblieben ist

Weblinks:

Griechenland - Der Garten der Götter - www.3sat.de

Schöpfungsmythen der Menschheit - www.mdr.de/wissen