Samstag, 26. Oktober 2019

»Hölderlins Geister« von Karl-Heinz Ott

Hölderlins Geister
Hölderlins Geister

Karl-Heinz Ott, 1957 in Ehingen an der Donau geboren, wurde für sein Werk mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Förderpreis des Friedrich-Hölderlin-Preises (1999), dem Alemannischen Literaturpreis (2005), dem Preis der LiteraTour Nord (2006), dem Johann-Peter-Hebel-Preis (2012) und dem Wolfgang-Koeppen-Preis (2014). Karl-Heinz Ott gilt als profunder Kenner von Friedrich Hölderlin.

Der Autor tastet sich in seiner Biografie über eine Vielzahl an bedeutenden Philosophen, Schriftstellern und Literaturwissenschaftlern an den bekannten, weitgehend aber doch unbekannte Dichter heran. Er bricht mit Mythen und schenkt dem Leser einen breiten wie tiefen Einblick in sein Leben und Werk, indem er einen Bogen von der Unterstellung eines Verrückten bis zum revolutionären Dichter spannt. Mit Otts Buch "Hölderlins Geister", wird man zum lernenden Leser.

Karl-Heinz Ott gliedert die ca. 235 Seiten in fünf größere Kapitel, die ihrerseits wieder mehrere kurze Unterabschnitte beherbergen, die teils nur wenige Zeilen zu einem bestimmten Thema enthalten. Diese lockere assoziativ-essayistische Bauweise lässt sich sehr gut lesen, man kann eigentlich fast überall im Buch einsteigen und findet immer Stoff zum Nachdenken oder weiteren Nachschlagen (bzw. Googeln).

Zahlreich sind die Querverweise besonders auf philosophische Themen, da ja gerade in diesem Bereich Hölderlin sowohl von rechts (George, Heidegger und Nazivordenker) als auch von links (Sozialismus, 68er-Bewegung) vereinnahmt, nach eigenem Gutdünken umgebogen und letztlich schwer missbraucht wurde, doch Hölderlin lässt sich nicht auf bestimmte Positionen reduzieren und politisch vereinnahmen.

Überhaupt liegt der Schwerpunkt von Otts Betrachtungen auf Hölderlins zwiespältigem Verhältnis zur Philosophie seiner Tage (besonders zu der seiner Stiftskameraden Hegel und Schelling), sowie seiner eigenwilligen Rezeption der griechischen Antike. Hier geht Ott durchaus zu Recht kritisch mit dem Jubilar und seiner merkwürdigen Verquickung von Antikem und Christlichem ins Gericht.

Hölderlin war eben kein Philosoph, aktiver Weltverbesserer oder gar politischer Vordenker und taugt somit nicht als Ahnherr irgendwelcher späterer Denk- oder Gesellschaftssysteme, egal welcher Couleur. Letztendlich bleibt für uns heutige Menschen Hölderlins großartige Behandlung der deutschen Sprache, seine ungebändigte, nur schwer logisch oder gar akademisch zu deutende visionäre poetische Kraft: ein genialer Dichter- nicht weniger, aber auch nicht mehr.


Dies flüssig und fundiert darzustellen und dabei eine Fülle wertvoller Denkanstöße zu geben, gelingt dem Autor ausgezeichnet, auch wenn sich Etliches im Verlaufe des Buches wiederholt und man manchmal das Gefühl einer allzu frei zwischen den Themen hin- und hergleitenden Schreibweise hat. Amüsant und wohltuend ist dabei der zumeist milde Spott, mit dem Ott die wortmächtigen Verfechter einer vorgeblich „reinen“, in Wahrheit jedoch zutiefst ideologisch gefärbten Hölderlin-Exegese überzieht.

Otts leichtverständlicher, flüssiger und oft witzig-ironischer Schreibstil darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich „Hölderlins Geister“ an einen akademisch vorgebildeten Leserkreis wendet und für Einsteiger nicht geeignet ist.

Literatur:;

Hölderlins Geister
Hölderlins Geister
von Karl-Heinz Ott

Samstag, 17. August 2019

Hölderlins Wanderung zu den Gleichbergen

Gleichberge

Zwei gewaltige gleichförmige Basaltkegel, welche sich aus der umliegenden Landschaft emporheben, dominieren weithin die thüringisch-fränkische Grabfeldlandschaft.

Die beiden Gleichberge nahe der Kleinstadt Römhild, auch Zwillingsberge genannt, ziehen alljährlich viele Natur-und Wanderfreunde in ihren Bann, auf den Spuren eines berühmten Dichters.

Im August 1794 bestieg der Dichter die Gleichberge und notierte tags darauf, wie bezaubernd der Blick nach Süden sei, wo er am Horizont sein liebes Schwaben wähnte.

"So studirt’ ich am liebsten die Geographie der beiden Halbkugeln, wenn es sein müsst."

Von Dezember 1793 bis Dezember 1794 lebte Hölderlin als Hauslehrer in dem beschaulichen kleinen Ort Waltershausen in der südlichen Rhön. Schiller hatte ihm diese Stelle bei Charlotte von Kalb vermittelt. Seit 1986 ist das Schloss Waltershausen in Privatbesitz.

Sonntag, 14. Juli 2019

Hölderlin und die Französische Revolution


Hölderlin war zutiefst inspiriert von den humanistischen Gedanken der Französischen Revolution und ihren Idealen einer freien und gleichen Gesellschaft, die er sich auch für Deutschland wünschte. Hölderlin war ein glühender Republikaner, für den die Französische Revolution, die er mit 19 erlebte, ein Erweckungserlebnis war, das für sein ganzes Leben bestimmend blieb.

Die durch das Datum der Französischen Revolution entfachte Begeisterung klang bei Hölderlin im Jahr 1797 zunächst so: "Ich glaube an eine künftige Revolution der Gesinnungen und Vorstellungsarten, die alles bisherige schaamroth machen wird." (Brief an J.G. Ebel vom 10. Jan. 1797).

Seine anfängliche Begeisterung für die Französische Revolution wich jedoch nach drei Jahren der Ernüchterung. Im November 1799 sprach Hölderlin (wieder in einem Brief an Ebel) von "der allmächtigen alles beherrschenden Noth" und endet mit: "Glüklich sind wir dann, wenn uns noch eine andere Hofnung bleibt! Wie finden Sie denn die neue Generation, in der Welt, die Sie umgiebt?"

Samstag, 18. Mai 2019

Hölderlins Wanderung zum Großen Gleichberg

Gleichberge

Zwei gewaltige gleichförmige Basaltkegel, welche sich aus der umliegenden Landschaft emporheben, dominieren weithin die thüringisch-fränkische Grabfeldlandschaft.

Die beiden Gleichberge nahe der Kleinstadt Römhild, auch Zwillingsberge genannt, ziehen alljährlich viele Natur-und Wanderfreunde in ihren Bann, doch fehlen manchmal Orientierungshilfen.

Gleichamberg – »Die Sonne glänzt, es blühen die Gefilde, die Tage kommen blütenreich und milde ...“, so heißt es in dem Frühlingsgedicht Der Frühling von Friedrich Hölderlin.

Im Frühjahr 1794 wanderte Friedrich Hölderlin vom fränkischen Waltershausen aus durch den Milzgrund zum Großen Gleichberg.

Von Dezember 1793 bis Dezember 1794 lebte Hölderlin als Hauslehrer in dem beschaulichen kleinen Ort Waltershausen in der südlichen Rhön. Schiller hatte ihm diese Stelle bei Charlotte von Kalb vermittelt. Seit 1986 ist das Schloss Waltershausen in Privatbesitz.

Donnerstag, 7. Juni 2018

Friedrich Hölderlin 175. Todestag


Friedrich Hölderlin starb vor 175 Jahren am 7. Juni 1843 in Tübingen. Friedrich Hölderlin war ein bedeutender Schriftsteller und Dichter der Klassik. Er gilt als ein von der schwäbischen Romantik geprägter Dichter.

Hölderlin gilt als einer der bedeutendsten Dichter deutscher Sprache, der Oden, Elegien und Hymnen veröffentlichte. Zu seinen Hauptwerken gehören der Roman »Hyperion« (1797-99) und das Drama »Empedokles« (1798).

Er studierte von 1788 bis 1793 Theologie im Tübinger Stift, wo er unter anderem auf den Philosophen Hegel traf. Hölderlin war mit Schelling und Hegel befreundet, erst Kantianer (als Hörer Fichtes), dann Verkünder eines ästhetischen Pantheismus in seinem Roman »Hyperion«. Nach der Entlassung begann Hölderlins Flucht vor dem Pfarrerberuf

1795 zog der nach Frankfurt am Main, um seine neue Hofmeisterstelle bei Susette Gontard, seiner »Diotima« anzutreten. Als Gontard von der Beziehung seiner Frau zum Erzieher des Sohnes erfuhr, musste Hölderlin 1798 seine Tätigkeit im Haus des Bankiers beenden.

Er zog zu seienem Freund Issak Sinclair nach Bad Homburg und begleitete ihn im Novmeber zum rastatter Kongreß. 1801 trat Hölerlin seine dritte Hofmeisterstelle bei der Familie Gonzenbach in Hauptwil bei St. Gallen an, die er jedoch schon bald wieder kündigte.

"Wir sind nichts. Was wir suchen ist alles."

Friedrich Hölderlin

Hölderlin sehnte sich nach einer Harmonie zwischen Mensch und Natur, wie er sie in einem idealisierten Bild des alten Griechenland erblickte und für die Zukunft wieder erhoffte.

Hölderlin gilt als sehr begabter Dichter. Seine feierlich-ernsten, manchmal schwermütigen Gedichte in altgriechischen Vers- und Strophenformen sind von einer hohen sprachlichen Schönheit.

1801 begab sich Hölderlin für drei Monate in die Schweiz nach Hauptwil und unterrichtet die jüngere Schwester vom Kaufmann Emanuel von Gonzenbach. Im folgenden Jahr begibt sich Hölderlin nach Bordeaux und arbeitet dort erneut als Hauslehrer, kehrt aber nach wenigen Monaten zurück ins Schwabenland.

1802 trifft er in Stuttgart ein, sein gesundheitlicher Zustand ist desolat, so dass ihn seine Freunde aufgrund seines verwirrten Zustandes kaum wiedererkennen. In dieser Zeit erhält Hölderlin die Nachricht vom Tod Susette Gontards und geht zurück nach Nürtingen zu seiner Mutter, arbeitet an der Übersetzung von Sophokles und Pindar.

1805 wurde mit seinen »Nachtgesängen« auch das berühmte kurze Gedicht »Hälfte des Lebens« veröffentlicht.

    Friedrich Hölderlin-Werke


Gedichte
Sämtliche
Gedichte und
Hyperion
Hyperion
Hyperion
Hyperion
Hyperion
Empedokles

Empedokles

Zu seinen Hauptwerken gehören der Roman »Hyperion« (1797-99) und das Drama »Empedokles« (1798).Er verfasste zudem zahlreiche Gedichte, Briefe und theoretische Schriften.

Nach dem Tod seiner Geliebten Susette Gontard im Jahr 1802 verfiel er in Raserei und seine Stimmung trübte sich ein. Er raste vor Wut angesichts seiner Trauer und des Unverständnisses seiner Angehörigen. Tiefe Depressionen, Verbitterung und gelegentliche cholerische Wutanfälle wechselten bei ihm einander ab.

Friedrich Hölderlin wurde 1806 von Homburg in ein Klinikum nach Tübingen gebracht. Hölderlin galt ab diesen Zeitpunkt als wahnsinnig und kam ab 1807 zur Pflege bei der Tübinger Tischlerfamilie Ernst Zimmers. In den letzten 36 Jahren lebte er in deren Haus in einer Teestube oberhalb des Neckartals, heute als Hölderlinturm bekannt.

Seit seinem 32. Lebensjahr lebte der gedankenvolle Dichter Hölderlin in geistiger Umnachtung. Seine letzte Ruhestätte fand der Dichter auf auf dem Tübinger Stadtfriedhof.

Friedrich Hölderlin wurde am 20. März 1770 als Sohn eines Klosterpflegers und einer Pfarrerstochter in Lauffen am Neckar geboren.


Weblinks:

Friedrich Hölderlin-Biografie

-

Biografien-Portal - www.die-biografien.de


Friedrich Hölderlin-Zitate

-

Zitate-Portal

- www.die-zitate.de

Montag, 11. September 2006

Hölderlin wird nach Tübingen gebracht



Ab Juni 1804, nach der Rückkehr aus Bordeaux und einem schwierigen Aufenthalt in Nürtingen, lebte Hölderlin erneut in Homburg, Sinclair hatte ihm eine - von Sinclair selbst bezahlte - Stelle als Hofbibliothekar verschafft. Politische Wirren um die Neuordnung Europas, eine Verleumdungsklage gegen Sinclair wegen Hochverrats und die zunehmende Labilität Hölderlins verkomplizierten die Situation.

Am 11. September 1806 wurde Hölderlin gegen seinen Willen nach Tübingen in die Autenriethsche Klinik gebracht.
Friedrich Hölderlin kam ab 1807 zur Pflege bei der Tübinger Tischlerfamilie Ernst Zimmers.
In den letzten 36 Jahren lebte er in deren Haus in einer Teestube oberhalb des Neckartals, heute als Hölderlinturm bekannt.

Misshandlungen während der 231-tägigen Zwangsbehandlung im Krankenhaus, der von Autenrieth geleiteten Klapse, führten dazu, daß Hölderlin danach ein zum psychischen Krüppel Geschlagener war. Einer, der sich in sich zurückzog, mit der Außenwelt nicht mehr oder kaum noch kommunizierte. Keinesfalls aber war Hölderlin ein Umnachteter, Schwachsinniger.

Enttäuscht von den Idealen der Französischen Revolution, gezeichnet von der Gesundheit und von Schicksalschlägen getroffen, zog er sich in einen Turm am Neckarufer zurück. Seit seinem 32. Lebensjahr lebte der gedankenvolle Dichter Hölderlin in geistiger Umnachtung.

Hölderlins Abreise aus Homburg


Am 11. September 1806 wurde der Dichter Friedrich Hölderlin gewaltsam von seinem damaligen Wohnort Bad Homburg abtransportiert, nach Tübingen gebracht und in der psychiatrischen Abteilung einer Klinik interniert.

Genau 231 Tage wird er dort verbringen, nach damaligen, drastischen Methoden „therapiert“ und schließlich als unheilbarer Fall der Familie eines Tübinger Schreiners zur Pflege übergeben.

36 Jahre lebte der Dichter in einem Turmzimmer des Hauses, bis zu seinem Lebensende. Die Umstände seiner gewaltsamen Inhaftierung geben der Nachwelt bis heute Fragen auf.